Sonntag, 6. April 2014

Problemfall : Schleierwasserfall

Der Schleierwasserfall in Going am Wilden Kaiser zählt mit Sicherheit zu den schönsten und schwierigsten Klettergebieten Europas. Das einzigartige Ambiente, die Vielzahl an hochkarätigen Routen und die Tatsache, dass man das ganze Jahr dort oben klettern kann, machen den Schleier für viele Kletterer zum absoluten lieblings Gebiet. So auch für mich. Meine gesamte Jugend verbrachte ich am Schleier, konnte das Klettern in allen Höhen und Tiefen dort oben erlernen und erfahren, zusammen mit meinen Freunden die Motivation und die Leidenschaft teilen und diesen wunderbaren Ort genießen.

Vor beinahe 9 Jahren gab es dann erstmals ernste Probleme. Auf Grund der sich ständig vermehrenden Kisten, in welchen Kletterer ihre Seile und ihr Material (größtenteils Müll!) bunkerten, kam es zu Spannungen mit den Grundeigentümern, den Bundesforsten. Alex Huber und ich setzten uns mit dem Tourismusverband und den Bundesforsten zusammen und versuchten die ins Haus stehende Gebietssperrung möglichst zu vermeiden und ihr entgegen zu steuern.

Dies stand damals auf climbing.de (2006)

An alle Schleierkletterer!
Aufgrund einer nachdrücklichen Aufforderung der Bundesforste wurden alle am Schleierwasserfall deponierten Kisten von Guido Unterwurzacher und mir abtransportiert.
Die Kisten sind jetzt unten direkt bei der Schranke und wir bitten alle, baldmöglichst alles abzuholen - das wären die Kisten, das Klettermaterial aber - bitte! - auch den Müll, der sich in den Kisten befindet.
Egal, ob der Müll von euch ist oder nicht. In zwei Wochen werden wir alles, was nicht abgeholt wurde, entsorgen.
Alexander Huber und Guido Unterwurzache
Zum Glück reichte eine klare Vereinbarung mit den Grundeigentümern, welche von uns auch in den nächsten Jahren ständig mit den Kletterern vor Ort kommuniziert wurde!

"Es dürfen keine Materialdepots am Schleier zurückgelassen werden." 

So hatten Alex und ich die ehrenvolle Aufgabe 13 vollgefüllte Holzkisten vom Schleier zu entfernen, manche Kletterer die sich angekündigt hatten uns zu helfen hatten plötzlich keine Zeit und so erledigten wir die ganze Aufräum Aktion zu zweit. Der Großteil der Sachen die wir entfernten war schlicht und ergreifend Müll, von Plastikplanen, Glasflaschen, Seilstücken, Isomatten, Schlapfen usw. war alles dabei. Wir deponierten das Material unten an der Schranke, wo dann jeder genug Zeit hatte sich seinen Müll zu holen, was zum Großteil auch nicht passierte und so blieben wir auch noch auf den Entsorgungskosten sitzen.   

Danach das große Raunen, nur "neue Seile" waren in den "edlen und hochwertigen" Kisten und wer ersetzt jetzt das ganze Material, kam es seitens der Betroffenen.


Die letzten Jahre verbrachte ich bei weitem nicht so viel Zeit am Schleier wie früher, aber die paar mal die ich oben war konnte ich meinen Augen fast nicht trauen. Auf ein zurückgelassenes Seil folgte bald das nächste und das nächste und das nächste.... Eine wahre Müllhalde, ein Bild für das ich mich als Local und Herzblut Schleier Kletter zutiefst schähme. Von Seiten der Wanderer wurden die Zustände eindeutig beschrieben, Kletterer sind Schweine und Umweltverschmutzer!!! Dem kann ich nur zustimmen, nachdem was ich dort oben gesehen habe! Socken, Plastikflaschen,.... und der gleichen sind keine Depots sondern das ist mutwillige Umweltverschmutzung und sowas muss zur Anzeige gebracht werden.

Wir, die Local Kletterer bringen es auch seit 18 Jahren zusammen, dass wir unser Seil rauf und den fremden Müll runter tragen warum also nicht auch die anderen? Beim Sportklettern hat man gerade mal den eigenen Gurt ein paar Expressen, Kletterschuhe und eine Jacke zu tragen, sogar das Wasser kann man sich sparen, da man ja oben eine Quelle mit bestem Kaiserwasser hat. Und wegen dem Seilraufschleppen ist noch nie jemand eine Route nicht raufgekommen, was aber sicherlich eine gute Ausrede wäre, zu platt vom Seil tragen! Wir haben es immer wieder gesagt, aber es folgte keine Reaktion seitens der Depoterhalter, es wurde nichtmal ernst genommen.

Die letzten Wochen verbrachte ich bergführender Weise in höheren Gefilden, als mich plötzlich ein aufgelöster Anruf erreichte, Sauerei, alle Seile Weg, Frechheit, nichts mehr da am Schleier! Mich hat das ganze natürlich eher wenig berührt und Mitleid mit den Betroffenen hab ich in keinster Weise, im Gegenteil, es wurde von uns oft genug kommuniziert, dass die Seildepots verschwinden sollen bevor es wieder Stress gibt. Den Müll und die Zigarettenstummel von anderen Leuten runter zu tragen ist mitlerweile schon zur Gewohnheit geworden.

Jetzt ist alles weg und der Schleier atmet wieder! Das ist gut so und ich hoffe es bleibt so, denn allen die eine Gebietssperre, mit ihrer präpotenten, umweltverachtenden Art provozieren stehe ich massiv im Weg und ich weiß ich bin nicht der einzige, den der Schleier ist ein Platz für alle, nicht nur für Kletterer und dieses Juwel muss beschützt gepflegt werden.

Haltet die Berge sauber!!!

Guido Unterwurzacher

3 Kommentare:

  1. Praise the Lord!:)

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  2. Hallo Guido,
    ich war selbst noch nie beim Schleier, aber das von dir beschriebene Bild findet sich ja leider an vielen Orten weltweit wieder welche von Kletterern / Boulderern besucht werden. In der Hinsicht schäme ich mich für meine eigene Zunft und danke dir für deinen Einsatz und das Sauberhalten der Berge!
    Beste Grüße,
    Flo Gruber

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  3. Danke, Guido und Alex!
    Zwei absolute Vorbilder in allen Belangen, nit nur am Fels!

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